Bildhauerei,Raumstrategien
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Bodenwirtschaft (mit Hopfen für Johan), 2021
Rund um einen leerstehenden Plattenbau herum wachsen uralte Kräuter (Schachtelhalm), vertraute invasive Arten (Alianthus altissima) und verwilderte Esspflanzen (Rucola, Hopfen)
Gerüchten zufolge soll das Gebäude nachhaltig renoviert werden.
So eine Renovierung verwendet Altmaterialien –unter diesen wären jedoch keine der in der Installation genutzten Fragmente von Keramikröhren und Eisenplatten enthalten. Stattdessen bauen sich solche Teile ab in Elemente, die eine neue Erde durchaus aufbauen.
In einem Betonkasten wächst Rucola in ihrer ursprünglichen Bodenstruktur, die sich in drei Bereiche unterteilt: einen grauen, zementdurchmischten Boden; einen Kiesboden mit einer dünnen Unterschicht von fruchtbarem Boden; und ein dem Ort typischen sandigen Boden. Zwischen den Spuren verklebten Teppichbodens sind Blätter, Halme, und Blüten von mehreren Pflanzen, die zu dem heutigen Ökosystem des Plattenbaus gehören, wahnehmbar.
Hinter dem Haus sind vom Boden bis zum Fenster im 4. Stock Seile gespannt, um dem hochwachsendem Hopfen Halt zu geben. Glas, Sand, und Beton–letztendlich alles Sand–halten den Raum zusammen.
Bodenwirtschaft (mit Hopfen für Johan) ist an der Grenze zwischen Memorialisierung und Ausnutzung des natürlichen bzw. botanischen Zustandes vor Ort angesiedelt.
Das ergriffene Archiv und die Bewirtschaftung dieser Lebensformen sind hier vergleichbare Handlungen von Vermenschlichung, wenn nicht Aneignung–die Pflanzen aber sind vom Boden verseucht, der Katalog unvollständig und schweigend.