Visuelle Kommunikation
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KRIEGSKINDER – Bachelor-Thesis 2021
Der Animationsfilm KRIEGSKINDER setzt sich mit vier Zeitzeugeninterviews auseinander, die ich selbst führte. Jede der interviewten Personen war zum Zeitpunkt des zweiten Weltkrieges noch ein Kind oder zumindest minderjährig. Durch unterschiedliche Lebenssituationen zeigten sich die Schwierigkeiten des Aufwachsens während des Krieges und auch die Repressalien der Nationalsozialisten auf sehr unterschiedliche Art und Weise.
Für die Szenen, in denen der bereits als Minderjähriger im KZ ermordete, jüdische Protagonist Manfred vorkommt, bleiben die Szenen „stumm“. Ohne gesprochene Wörter werden anhand von nachgeschriebenen und nachgestellten Briefausschnitten seine Erfahrungen und sein Leidensweg erzählt. Der Film gliedert sich in die Themenbereiche „Alltag“, „Der Vater als Soldat“, „Essen“, „Krieg“, sowie „Flucht und Vertreibung“. Die Sortierung in Themenabschnitten bot die beste Möglichkeit die Erfahrungen und Schicksale einander gegenüberzustellen, ohne sie zu bewerten.
Visuell werden die Protagonist*innen in einem kindlich naiven Stil gezeichnet. Ihnen gegenüber stehen dabei große, schwarze, geometrische Formen, die das jeweilige Umgebung darstellen. Im Laufe des Films gewinnen die geometrischen Formen immer mehr an konkreter Bedeutung und werden in den späteren Szenen, zu Gegenständen, die in der jeweiligen Erzählung von Bedeutung sind. So durchlaufen die geometrischen Formen einen Wandel von etwas abstraktem, beängstigendem, fremd wirkendem und unfassbaren, hin zu Dingen, die fester Bestandteil der Erzählung und somit auch der Leben der Kinder sind. Diese Entwicklung soll den Nationalsozialismus und das Kriegsgeschehen darstellen, das für Kinderaugen zu Anfang unfassbar und unbegreiflich ist und am Ende traumatisierender und lebensbedrohlicher Teil ihres Alltags wird.
In dem dazugehörigen Buch „Methoden der deutschen Aufarbeitung – ihre Aktualität und die Rolle der Zeichnung“ beschreibe ich wie sich die deutsche Aufarbeitung ab 1945 entwickelte und welche Methoden und Sichtweisen sich manifestierten. Es wird beschrieben wie die opferorientierte Aufarbeitungen ein wichtiges Narrativ ab den 1970 darstellte, unsere heutige Gesellschaft aber andere Bedürfnisse hat. Auf 153 Seiten werden Anhand mehrerer Beispiele aus verschiedensten Richtungen, von Zweitzeugen e.V. über Zeitzeugen Hologrammen, bis hin zu Sophie Scholls Instagram Account, die neueren Herangehensweisen analysiert und auf ihre Mehrstimmigkeit untersucht. Wie der Untertitel des Buches bereits Andeutet, liegt bei den Untersuchungen ein besonderer Schwerpunkt auf dem Medium der Zeichnung, in Form von Graphic Novels und Comics.
Im hinteren Teil des Buchs gehe ich darauf ein, wie ich diese Forderungen nach Veränderung in der Herangehensweise selbst umsetzte und damit der Animationsfilm „KRIEGSKINDER“ entstand.
Nicht nur inhaltlich bezieht sich der Text im Buch auf den Film. Insgesamt 15 Seiten im Buch zeigen Scenestills des Animationsfilms. Meist zu Beginn eines neuen Kapitels stehen dabei drei Bilder untereinander, die jeweils einen Bewegungsablauf darstellen.
Kontakt: leadonner@yahoo.com